Samstag, 28. Dezember 2013

Das Ende der Gleichberechtigung


Oder: Joghurt nur für Frauen

Das Ende der Gleichberechtigung ist keine Ära die zu Ende geht oder das Versagen jahrelanger emanzipierter Meisterleistung. Das Ende der Gleichberechtigung kommt schleichend aber  mit Vorwarnung. Obwohl jeder weiss dass es kommt, steht es nicht im Kalender. Es ist nicht wie Weihnachten und es gibt auch keine Geschenke, zumindest keine mit Geschenkpapier. Es ist so individuell wie die Schuhkollektion einer Frau und kostet am Ende auch so viel. Ein kluger Kopf fragte mich neulich nach der Ankündigung des Endes: ist das Ziel erreicht? Ich sage Nein, dazu später mehr. Erfragte auch, habt ihr kapituliert? Ich sage Nein.  Es ist ganz einfach, es ist Biologie. Es ist der Moment, in dem wir als Frau aufwachen und das erste Mal denken: so – jetzt wär’s doch Zeit für Kinder.

Nicht, dass ich mein Leben lang eine grosse Verfechterin der Emanzipation gewesen wäre. Ich weiss sogar zu wenig davon um zu behaupten, dass die emanzipierte Bewegung rund um Frau Schwarzer die Biologie komplett aus ihrem Programm gestrichen hat. Für mich war nur einfach immer klar, dass es hier und da keinen Bedarf an Unterscheidung gibt. Und so geht es los: worum geht es eigentlich bei der Gleichberechtigung? Im Sinne des Wortes müssten wir ja am Ende alles exakt gleich machen können, aber uns individuell entscheiden welche Chancen wir nutzen möchten. Die meisten fokussieren sich meiner Meinung nach zu sehr auf den Teil der „Gleichheit“ und lassen die „Berechtigung“ ausser Acht. Ich bin ja auch Berechtigt tief einzuatmen, wenn neben mir einer versehentlich Darm-Kontraktionen vollzieht, aber ich MUSS das nicht machen. Viel zu selten wird hinterfragt, was an der Gleichberechtigung essentiell wichtig ist. Das Ziel der Mission. Bis anhin hat das Prinzip der Zusammenlebens ja auf dem Kompromiss des Unterschieds gebaut und ausgezeichnet funktioniert. Rollenverteilung machte es möglich.

Als moderne Frau aber möchte ich, bevor ich mich für etwas entscheide die Wahl haben. Und um die Wahl haben zu können, braucht es eine neutralisierte Auswahl. Denn Wahlen, bei denen die Auswahl nicht offen ist – die gab es in der DDR bereits und haben damals schon nichts gebracht. Am Beispiel Berufsleben wird die heutige Auswahl gut ersichtlich. Sie funktioniert wie ein seltsamer Supermarkt in dem neben manchen Joghurtbechern „nur für Frauen“ steht und neben anderen „nur für Männer“ und wiederrum gibt es jeweils noch verschiedene Preise. Wäre das nicht seltsam?

Ich bleibe kritisch mit uns Frauen. Bei meinen letzten beiden Coiffeurbesuchen wurde ich von jungen, nicht offensichtlich homosexuellen, Männern bedient. Offenbar schaffen die Männer es besser, sich in ihrer eigenen Gleichberechtigung selbstzuverwirklichen, ohne das Ganze an die grosse Polit-Glocke zu hängen und ein öffentliches Problem daraus zu machen. „Liefern statt lafern?“ Aber kann unsere Gesellschaft da wirklich mithalten? Was ist mit dem Lohnniveau bei gleicher Arbeit? Egal ob nach Grundausbildung, beruflicher Stellung oder Arbeitsanforderung gefragt, das Lohnniveau in der Schweiz driftet zwischen im besten Falle 10% und im schlechtesten Falle sogar bis zu 29% auseinander. (http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/20/05/blank/key/loehne/anforderungsviveau_des_arbeitsplatzes.ht) Wo bleibt hier der Sinn?

Frauen sind nicht laut genug im Alltag, sie fordern weniger, sie trauen sich nicht und sind weniger belastbar. So zumindest die weitverbreitete Meinung. Ich möchte mir hier gar nicht für das Gehalt meiner Kolleginnen einsetzen, sollte dem wirklich so sein. Das muss am Ende jeder selbst wissen, was er kann, was er will und was er zum Leben braucht. („Er“ wird in diesem Kontext als neutrale Bezeichnung verwendet, welche weder an Geschlecht noch Gesinnung anlehnt – hei da muss man aber aufpassen.)

Holen wir also nun noch Mutter Natur ins Boot, schliesslich hat sie eine Menge mit all dem hier zu tun. Sie mit ihrer Sicht der Dinge. Sie brüllt uns eines sonnigen Morgens ins Gesicht: „Ihr seid nicht dafür geschaffen gleichberechtigt zu sein. Ihr habt den Körper und den Instinkt für mehr. Warum *ç%£$!% behauptet ihr immer wieder benachteiligt zu sein?“ Wir seufzen, wir haben uns nun doch schon anderweitig gebildet und hier integriert und Träume rund um unseren (Berufs-)Alltag aufgebaut. Und nun das, dieser seltsame Gedanke an ein unbekanntes „mehr“. An eine Familie, ein Kind (oder zwei), diese mütterlichen Gefühle etwas Fragiles  in die Welt zu setzen und dann in einer mehrstufigen Projektplanung etwas selbstständig, robustes daraus zu schaffen. Das eine wollen, heisst im Moment noch für die meisten Frauen auf das andere zu verzichten und das schon lange im Voraus. Aber langsam hat diese Idee dieses Lebensmodells ausgedient, da helfen alle Lohnbeschneidungen die die klassische Rollenverteilung zu retten vermögen nichts mehr.

Das Ende der Gleichberechtigung ist die Natur, denn es gibt sie nicht die Gleichstellung für uns. Aber was es geben sollte in dieser sich „modern“ schimpfenden Welt sind Ideen die es möglich machen, dass wir als Frauen die Tür zu unseren Träumen ein Stück weiter öffnen können. Wieso können wir heute live vor dem TV für einen weiteres nutzlosen pseudo-talentierten Gesangstalent abstimmen, aber uns immer noch nicht für Selbstverwirklichung und Familie entscheiden? Wessen Aufgabe ist es am Ende die Ideen zu suchen? Die der Frauen (help-your-self-dammi) oder die der Männer (mann-kann) oder die der Arbeitgeber (Kompezentverlustpräventionsmassnahmen – kurz: KVPM). Von mir aus könnten wir auch das darwinsche Prinzip anzapfen und Mutter Natur herausfordern, aber die Vermutung liegt nah, dass dies wohl zu lange gehen könnte.

Dies soll kein „Steht-Auf-Und-Kämpft“-Blogbeitrag werden. Ich habe schlicht weg noch nicht verstanden, wie es von hier aus weitergehen soll. To be continued.

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