Samstag, 15. Mai 2010

Die Männer-Diät

Oder: bei Anruf Jojo-Effekt


Mit dem Schwamm in der Hand murmle ich einen Fluch nach dem anderen ins Seifenwasser. Und sowieso – wenn er anruft geh ich einfach nicht ran. Oder wenn ich ran gehe bin ich total ungesprächig. Auf jeden Fall werde ich nicht lachen – und wenn er nicht fragt ‚Was los ist‘, dann ist er sowieso das Hinterletzte.

Ist es nicht so? Es geht mir jedes Mal so. Ich nehme mir die fiesesten Sachen vor und setze sie in Gedanken bis ins letzte Detail um. Und es funktioniert auch so wunderbar – in meinem Kopf. Und dann klingelt das Handy. Eigentlich eine halbe Stunde nach der „Frist“ die ich gesetzt hatte. Bis dahin wäre es noch, quasi, fast OK gewesen, wenn er sich meldet –später eigentlich unverzeihlich.

Es ist wie nach dem „Bikini-Check“ im März, wenn wir anfangen den Kühlschrank anzufauchen und uns ganz fest vornehmen – „ab Morgen esse ich nur noch die Hälfte“ und „Schokolade ist jetzt erst mal tabu“. Wir sind willensstark, zielorientiert und bis ins letzte Detail überzeugt davon, dass es klappen wird und wir im Sommer aussehen wie das Girl auf der FHM vorne drauf.

Ok es klingelt. Also mal rangehen (man weiss ja nie, vielleicht ist ja was passiert!!) – „Hm?“ … „Hey Süsse, na alles klar?“ „Hmmhmmm!“ - keiner weiss genau wie die Jungs das machen. Das Gespräch dauert jetzt erst 5 Minuten, eigentlich wollte ich ja NICHTS sagen, oder nur das nötigste. Inzwischen sprudeln die Antworten aber nur so aus meinem Mund und VERDAMMT ist das gerade ein Lachen gewesen? Wirklich?




Ich habs gegooglt – der Erfinder des Handys war ein Mann. Und was für einer, dem ist doch glatt alles zu zutrauen. Wahrscheinlich haben die in die Schallwellenübertragung etwas Hirnmanipulierendes eingebaut. Wie sonst sollte es Funktionieren, dass ich innert Sekunden alle Vorsätze über Bord werfe und GENAU das Gegenteil davon mache. Ich frage mich, ob ich es die ganze Zeit gewusst habe, was passieren wird, wenn das Handy klingelt, hab ich mich selbst manipuliert? Habe ich in meiner Fantasie schon alles so genau gelebt, dass ich es in echt gar nicht mehr umsetzen musste? Auf diese Theorie folgt noch eine viel wichtigere: wissen Männer von diesem Phänomen und rufen drum immer erst eine halbe Stunde nach ihrer fiktiven Frist an?

Es ist eigentlich egal ob das der feste Freund ist, der Typ aus dem Club gestern oder die ewige Affäre – die es gar nicht verdient hat … letztlich funktioniert die Männerdiät bei allen genau gleich. Den meisten Männern kommt diese Fragilität der weiblichen Konsequenz nur gerade recht. Da klingelt nachts um 2 das Handy und all die Vorsätze des Tages verschwinden im schwarzen Loch unseres Bedürfnisses nach Liebe und Geborgenheit. Morgen, morgen werde ich alles ändern. Was die meisten Mädels dabei vergessen: wenn „Morgen“ kommt, ist es plötzlich ein „Heute“ und das nächste „Morgen“ liegt wieder 24 Stunden davon entfernt.

Der Anruf – das Stück Schokolade, das uns Mittags um 3 von dem bescheuerten Job ablenkt, von dem nervenden Kunden oder der unschlagbaren Langeweile. Erst sind wir überzeugt, dass wir es ohne nicht schaffen würden und wenn die braune Masse sich Ihren Weg über den Gaumen zum Magen gebahnt hat, fangen wir wieder an zu Fluchen.

Nichts gegen Schokolade, sie ist toll! Genau wie Männer, die sind auch toll. Man muss nur wissen wie mit ihnen umgehen. Und wer weiss das schon? Mal masslos, mal eine Hass-Liebe, aber manchmal nehme ich eine kleine Ecke der Tafel, lege sie auf die Zunge und lasse sie langsam darauf zerschmelzen – dann verteilt sich der Geschmack in meinem ganzen Mund und alles was ich fühle ist GENUSS.

Ach ja – und wenn es dann August wird, stehen wir im gestreiften Bikini am See und denken „Fuck! – Was wären Frauen ohne Kurven!“ Ich will meine Rippen eigentlich gar nicht vor dem Spiegel zählen können. Ich zähle lieber die Rippchen in der Alufolie meiner Schokoladenpackung.

Freitag, 14. Mai 2010

Grün Grün Grün

.. sind alle meine Kleider, Grün Grün Grün ist alles was ich hab. Sogar McDonald's ist jetzt grün, aber es schmeckt nicht besser - versprochen! Und sowieso, wie echt ist denn so ein grünes Logo überhaupt? Neben den McDonald's Filialen steht seit dem Logo-Re-Brand immer noch der gleiche riesen Kübel voller Pappschachteln und Papierchen. «Grün sein» ist wenigstens besser als «blau sein», oder?

Dabei hat alles so toll angefangen - eines morgends war der Himmel hinter meinem Schlafzimmer-Fenster wieder blau statt grau und bei genauerem Hinsehen konnte man entdecken: der Frühling ist da. Und schon laufen die Telefone heiss, jeder will seinen Apéro vor dem Event ins Freie verlegen. Fliegende Tischdecken, Mücken im Cüpli und Wind im Nacken. Hauptsache die Aussicht stimmt!

Aber es geht noch Grüner, nämlich in dem wir allen erzählen, dass wir nicht nur «im Grünen» feiern sondern auch noch «Grün sind». Keine Mottoparty mit abgefahrenen Kostümen, sondern nachhaltige Events die klimaneutral sind. Klimaneutralität ist aber auch eine Frage des Geldes - mach ich etwas «Dummes» zahl ich einfach dafür. Wenn's im Leben nur immer so einfach wäre. Über die Frau im Bus gelacht? Schnell ein paar Franken in die Karma-Kasse und schon ist nichts passiert. Naja, die Karma-Kasse würde ich mit Sicherheit in Schuhe investieren. Im Gegensatz zu den Klima-Neutral-Gebühren - die werden nämlich weitergeleitet an engagierte Menschen, die Bäume pflanzen und Solarfelder pflegen. Das macht Sinn. Ein bisschen Robin Hood - von den Reichen nehmen und der Umwelt geben.

Schade einfach nur, dass man die Farbe Grün nicht patentieren lassen kann. Denn Grün ist nicht gleich Grün.

Winterzeit

Über Lebkuchen im September muss sich keiner mehr aufregen, das gibt’s schon seit einigen Jahren. Entweder du bist schwach, dann kauf sie eben oder du findest das nicht gut, dann lass es. Irgendwie hat die Weihnachtszeit trotzdem etwas Sentimental-Agressives. In unserem Event-Business dauert Weihnachten ja gute fünf Monate und wenn die Festtage endlich da sind, hat man das Gefühl, alles schon gesehen zu haben. Denn ab September schmeissen wir in der Agentur mit Schlagwörtern wie Schneeschuhlaufen, Glühwein-Apéro oder Iglu-Adventure um uns und versuchen die sommerlich braun gebrannten Geschäftsleitungs-Assistentinnen in unsere Vorwinterliche-Event-Welt zu ziehen.

Nicht selten kommt es bei mir aber vor, dass ich an einem sonnigen Samstagvormittag im Oktober durch die Innenstadt ziehe und die ersten Weihnachtsgeschenke kaufe. Kleiner Tipp: Geschenke nicht einpacken lassen und unter dem Bett verstauen, Monate später gibt das ein wahnsinniges Chaos!

Dass es wirklich langsam auf Weihnachten zugeht erkennen wir im Büro aber daran, dass langsam aber sicher Flash-Schnee auf den Logo-Lettern der Firmenwebseiten landen. Und den Weg in den Büro-Papierkorb finden, statt Ideen-Trash, nur noch Papiertaschentücher und langweilige Weihnachtsgrüsse von beinah unbekannten Geschäftspartnern.

Und unterm liebevoll geschmückten Weihnachtsbaum sage ich schliesslich zu meiner Mutter: „Du, die Give-Aways sind aber nicht schön verpackt, das können wir so nicht abgeben.“

SuisseEMEX'09 - Traumprinz, Traumprints und ein Alp-Traum

Die Türen werden geöffnet, der pinke Teppich ist ausgerollt und Hostessen halten einem Ausstellerkataloge unter die Nase. Alles was man über die Messe wissen muss, auf 130 Seiten ... wann soll ich die nur lesen? Ich lasse die Seiten durch den Daumen gleiten, MICE-Experten, GreenVillage, Twitter-Schulung, EMEX-FORUM, EMEX - N I G H T. Ja, wo die Branche sich trifft kann der Schampus nicht weit sein, oder doch?

Als ich mich abends durch den JIL-Club dränge kommt es mir schon so vor. Verschwitze Ausstellergesichter blicken durstig und müde den gestressten Bedienungen des Clubs hinterher, die versuchen den Weg durch die Menge zu den verhungerten Partygästen am anderen Ende des Raumes zu bahnen. Die ausführenden Kräfte des überforderten Caterings fallen dann gleich mehreren Todsünden zum Opfer: Luxuria, Ira, Gula & Invidia. Man sieht es den Gästen nach, denn ein Tag auf der Messe kann schon sehr anstrengend sein und trotz müder Beine, kann bei der Musik vom EventDJ später keiner still stehen.

Und am nächsten Morgen? Müde Gesichter, wunde Füsse aber das Lächeln sitzt wie angegossen. Und als Besucher lässt sich auch so einiges entdecken. Am Stand von Corbis haben sich die Traumprinzen versammelt, Solarium gebräunt, Zahnpasta lächeln und eine Schärpe, ein Hingucker – ganz klar!



Dennoch trumpft Christinger mit einem Liegestuhl und dem Versprechen von Traumprints, zwei schlagende Argumente für mich als Kunden und die Aussicht auf den (wenn auch gedruckten) Traumstrand ist eine Augenweide. Aber warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Ich stehe auf der Präsentations-Bühne des Hosted-Buyers-Programm, einen Stock über allen anderen Ständen blicke ich auf die Halle hinunter und entdecke die Schweizer MICE Branche ganz neu. Zudem verzückt auch hier ein Mega-Banner mit Ausblick auf die Schweizer Alpen. Ein Alp-Traum,…beinah fühle ich mich wie in den Ferien, mit einem Alptraum aus dem Volksmund hat dies nichts zu tun.

Being cool

Die Reaktion ist eigentlich immer die gleiche: die Augenbrauen erheben sich weit in die Stirn und der Unterkiefer fällt meterweit bis auf Höhe der Kniescheiben nach unten. «Ehrlich, wie cool!» Ja? Wenn ich mich morgens aus dem Bett schäle und mir Minuten später der Zahnpasta-Schaum aus den Mundwinkeln quillt, habe ich nicht gerade das Gefühl, besonders «cool» zu sein. Dennoch, unserer Branche eilt ein Zauber voraus und schmückt jeden kleinen Arbeiter mit Glanz & Gloria.

Eventprofis schimpft man sich - Bürogummis sind wir eigentlich. Wenn wir abends im Freundeskreis durch die Bars ziehen, schaut ein Auge sicher auf die Barkarte - das zweite jedoch wandert unermüdlich durch den Raum. Gute Ideen werden schnell ganz vorne in den Gedanken neben «unbedingt Milch kaufen» und «Tante Lena hat Geburtstag» abgespeichert und beim nächsten Zmittag in der Agentur mit allen ausdiskutiert. So liegt ein trockenes Käsesandwich vor mir, während ich von den leckeren Häppchen beim Blumenhalle Wieder-Eröffnungsevent schwärme. Da gab es einen Schokoladen-Kuchen, von dem keiner die Finger lassen konnte. Gesehen haben wir nur glückliche Gesichter mit den Mundwinkeln voller Kakao-Pulver und der Kellner, der mit dem leeren Tablar an uns vorbei zieht. Schokolade und Frauen, das ist wie die Kompassnadel und der Norden - da passiert etwas, das sich nur mit Naturgesetzen erklären lässt. Und so kommt es, dass wir bei der nächsten Gelegenheit mit wilden Augenaufschlägen und einer zum Schmollen hervorgeschobenen Lippe dem Kellner unseren Schoggi-Entzug schildern und uns damit 2 exklusive Stücke sichern.

Und was ist nun also die Moral von der Geschicht'? Glanz & Gloria gibt es nicht! Nur ein Haufen Anglizismen, ein bisschen gratis Food und am Ende vom Tag quillt einem wieder der Zahnpastaschaum aus dem Mund.