Mittwoch, 4. Mai 2011

Traumfrauen im Wandel

Oder: unmögliche Gottheiten

Als erstes google ich „Träumen“ und stosse auf den Satz: Das Traumgeschehen handelt häufig von Dingen und Ereignissen, die theoretisch unmöglich oder in der Wachrealität unwahrscheinlich sind.

Wenn ich Wiki dagegen nach „Frauen“ frage, dann bekomme ich Definitionen von Chromosomen bis Gottheiten.

Zusammengefasst kann man also sagen, eine Traumfrau ist per Definition eine unmögliche Gottheit. Etwas, das Männer sich ausdenken, wenn sie nicht ganz bei Sinnen sind um es anschliessend anzubeten. Wir normalen Frauen stehen diesen Träumen dann mit unserer nüchternen Realität nach. Doch wir sind nicht die einzigen, die bei dieser Form von Alltagsflucht den Kürzeren ziehen. Die Traumfrau als solche ist im Wandel. Die kochende, schürze tragende Super-Mami von der unsere Grossväter noch schwärmten hat ausgedient. Mit einem dampfenden Teller bestgekochtem Essen kann man den Herren von heute nicht mehr überraschen. Dank chefkoch.de können die das nämlich selbst. Dank Jamie Oliver, der beim Kochen aussieht als würde er gerade ein Auto reparieren, ist das hantieren mit (möglichst grossen) Küchenmessern und Gemüse heute keine Schande mehr. Kinder sind ja heute kein Thema mehr, die bekommt man oder eben nicht. Dann adoptiert man sich seine Rasselbande zusammen oder übernimmt leihweise die Kinder der Kollegen, damit die endlich mal wieder feiern gehen können. Der pädagogische Auslebezwang kann also einfach und unkompliziert umgesetzt werden und ist bei weitem kein Kriterium für eine „gute Frau“ mehr.

Der gemeine Mann scheint also langsam nichts mehr von seiner Partnerin zu erwarten. Stattdessen jammert der werte Herr sich nun durch die Fachzeitschriften dieser Welt und beklagt sich, dass die Emanzipation ihm alle Möglichkeiten der Eroberung genommen hat. Frauen wollen nur noch Karriere machen und machen sich in den Gefielen der Herren breit. Sie sind stark, pro aktiv und wissen was sie wollen. Plötzlich sollten Männer lieber Traummänner als Prinzen sein? Was ist denn da der Unterschied?

Ein Mann ist per Definition in erster Linie ein Junge der die Volljährig zu irgendeinem Zeitpunkt erreicht und überschritten hat. Der den durch die Gesellschaft und die Geschichte vorgeschriebene Status des überlegenen Retters erfüllen muss um seinem eigenen Klischee entsprechen zu können. Ein Mann ist in einer Runde Menschen daran erkennbar, dass er zumeist die breiteren Schultern, die dunklere Stimme und die haarigeren Wangen hat. Fehlt eines dieser Merkmale verschiebt sich die Anerkennung seiner Spezies in der besagten Runde sehr schnell irrational. Und Anerkennung ist etwas, was Männern zur gleichen Zeit irrational wichtig ist. Beobachtet man Männer, die einen Witz oder nur eine vermeidlich lustige Geschichte erzählen, so sollte man gegen erreichen der Pointe einmal genau den Blicken folgen. Der Erzähler erhebt die Stimme, reckt bedeutungsvoll das Kinn in die Höhe und setzt zu einem Lachen an. Die Zuhörer erkennen die herannahende Pointe, vergessen zumeist von diesem Moment an zuzuhören (fehlende Kompetenz zum Multitasking) und blicken die anderen Männer in der Runde an. Erst wenn gegenseitig die Blicke abgefangen wurden und man dabei stillschweigend vereinbart hat, die Situation als lustig zu befinden wird los gelacht. Dies wiederum gibt dem Erzählenden die Möglichkeit seine Pointe noch das ein oder andere Mal lauthals und mit zahlreichen neuen Adjektiven zu wiederholen. „… sie hats gerochen. *röchel*lach*schnauf* … sie hats tief eingeatmet und es gerochen! *glucks*grunz*schnaub* … sie lief fast grün an, als sies tief eingeatmet hat und dann alles auf einmal gerochen hat!“ Wie kommt man als anerkannter Mann mit allen wikipedia-definierten Attributen nun also zum Traummann? Zum Prinzen war der Weg nicht weit. Phallussymbolisch wurde das Schwert gezückt und geschwenkt bis die Prinzessin sich bereitwillig in die Arme des Retters stürzte. Aber gerettet will ja heute keiner mehr werden. Schwäche ist schliesslich die Achillesferse unserer Generation. Also zurück zum Traummann, der dann in irgendeiner Weise der Traumfrau auffallen muss. Ausgehend davon, ist es also notwendig die männlichen Eigenschaften mit weiblichen Träumen zu verbinden.

Um den Strom von Vorurteilen an dieser Stelle zu unterbinden, wir sprechen sicher nicht von bequemen High Heels und kalorienlosen Schokoriegeln. Träume von Frauen die inzwischen alles selbst erreichen können sind viel diffiziler: ein Mann muss „überraschen“ können. Und das wars dann auch schon. Mit dieser Information stehen die Herren nun da, recken ihre Kinne in die Höhe und suchen nach Anerkennung ohne zu wissen wofür eigentlich. Man könnte es eine Art „Rache“ nennen. So unerreichbar wie der Status der Traumfrau jahrzehntelang war, so unerklärbar ist die Definition eines Traummannes heute.

Aber ein Tipp zum Schluss: googelt man Traummänner in der Bildersuche, sieht man reihenweise Bauchmuskeln. Versucht es damit, Jungs!