Mittwoch, 6. Oktober 2010

La Furtüna oder das Glück

"Erleben Sie einen Sommerflirt" verspricht die Webseite auf der ich surfe. Nein, ich bin nicht bei einer dieser unsäglichen Single-Börsen gelandet: sondern bei den Bündnern. Sie haben sich heraus geputzt, die Bewohner der verträumten Alpenregion, aber das war nicht immer so:

Wir befinden uns im Jahre 15 v. Chr. Die Alpen werden mehr und mehr von den Römern besetzt ... die ganzen Alpen? Nein! Ein von unbeugsamen Bündnern bevölkerter Kanton hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Selbst wenn rund umher die lateinische Sprache Einzug hält – beginnen die Bergleute um Heidi und ihren Ziegenpeter herum, sich ihre eigene Sprache auszudenken. Ein Geheimcode - wie ich vermute, denn hört man nicht genau hin, so könnte man glaube sie sprechen italienisch. Aber wenn man die Ohren spitzt und einen Moment innehält so kommt man schnell ins Grübeln.

La furtüna sto per via, chi la piglia e chi passa speravia.*

Die Römer hatten mit Sicherheit genau so viel Freude mit den Bündern, wie mit den Galliern – auch wenns sicher weniger weh getan hat. Immerhin ist dem Bergvolk diese Sprache so sehr ans Herz gewachsen, dass sie bis vor wenigen Jahren noch ihre Schulbücher in 7 (!) Sprachen haben drucken lassen – Deutsch, Italienisch und 5 rätoromanische Schriftdialekte.

Als Besucher überlegt man sich jetzt natürlich zweimal ob man tatsächlich an einen Ort gehen möchte, an dem man einen neuen Sprachkurs belegen muss um einen Kaffee zu bestellen. Aber im Laufe der Zeit haben sich auch Heidis Nachkommen gebeugt und einen wunderbaren Schweizerdeutschen Dialekt angeeignet, bei dem es so manchem „Ausserschweizer“ ein entzücktes Jauchzen aus der Kehle treibt wenn er ihn vernimmt.

* Das Glück steht am Wege; der eine nimmt es, und der andere geht daran vorbei.