Mittwoch, 24. November 2010

Milly kauft ein

Oder: Weihnachtsgeschenkepanik

Es ist der 24. November, wer es nicht bemerkt hat – es ist jetzt GENAU ein Monat bis Weihnachten. Bei den meisten Menschen löst diese Tatsache lediglich ein behagliches Lächeln aus. Ich allerdings habe gestern Abend vor dem ins Bett gehen, einen Blick unter mein Bett geworfen. Nicht etwa, dass ich dort Monster oder Gespenster vermuten würde, viel mehr hatte ich die Hoffnung, dass sich schon ein oder zwei, in weihnachtliches Papier geschlagene, Pakete darunter verbergen. Im Gegenteil, nicht einmal das Geschenkband aus dem letzten Jahr lies sich finden. Wahrscheinlich habe ich im letzten Jahr gar keines gehabt.

Alles, zu was ich es die Tage gebracht habe, ist, dass ich mir ein eigenes Geschenk bestellt habe. Die neuen Headphones von Marshall. Sündhaft teuer, aber angeblich eine Wohltat für iPod-Stöpsel-geschädigte Ohrwindungen. Grosse, braune Hörmuscheln – die sich bei den kalten Temperaturen wohlig über die Ohren legen und darunter gleichzeitig das Ohr wärmen und mit sanften Schallwellen massieren. Quasi Wellness für unterwegs. Und seit der Bestellung checke ich alle paar Stunden mit meiner Trackingnummer auf der Fedexwebseite, ob sich das Paket schon bewegt hat. Gestern noch war es plötzlich in Stockholm, seit heute früh verweilt es für ein Frühstück in Paris (ich würde es genau so machen, wenn ich könnte).

Bei aller Vorfreude auf mein Ego-Weihnachten überkommt mich allerdings auch ein permanenter Panikschub. Mutter, Vater, Geschwister und Freunde wollen ja auch noch versorgt sein. Was also tun? Ein Einkaufsbummel durch Amazon in der Mittagspause. Ich lege die Füsse hoch und fahre mit dem Einkaufswagen durch die Regale des Onlinestores. Nebenbei kann ich Mittagessen, Lieblingsmusik hören und meinem Chef vorgaukeln, ich würde die Pause durcharbeiten. Allerdings sind die Ideen des Online-Stores auch schon mal besser gewesen, ich bin knapp davor ein Bildband zu bestellen (er wäre aber wirklich schön gewesen) als mich meine Weihnachtsehre wieder einholt. Da muss ich wohl noch mal ran… wenn Väter nicht schon alles hätten und Freunde nicht „nur kleine Geschenke“ machen wollten. Ideen?

Sonntag, 14. November 2010

Ferienzeit (Preview)


Überhaupt, es ist August und alle packen ihre Koffer und Taschen und setzen sich in irgendeinen Flieger, irgendwo hin. Hauptsache nicht da sein, wo man gerade ist.

Betty liegt mit ihrer Freundin Nini am kroatischen Strand. Zwischen Büchern und Frauen-Zeitschriften philosophieren die beiden übers Leben. „Wie pflanzen sich eigentlich Regenwürmer fort?“ ist die Meldung die ich von den beiden zugesimst bekomme. Die Antwort finde ich auf einer bezaubernden Webseite, in der Viertklässler wiedergeben, was sie im Unterricht gelernt haben. Regenwürmer sind eine sehr emanzipierte Spezies. Sie sind Zwitter. Es wird geknutscht, gefummelt und allerlei Regenwurm-Körperflüssigkeiten ausgetauscht – am Ende sind beide Partner schwanger.



Ich stelle mir vor, wie es wäre, wenn man dieses Prinzip auf Menschen adaptieren würde. Die beste Konsequenz daraus wäre, dass es endlich egal wäre, in wen wir uns verlieben. Ich sehe mich und meinen Phantasie-Traummann auf der Couch sitzen. Beide einen dicken Bauch vor sich. Die Schulterblätter tief in die Kissen gegraben, das Kinn leicht erhoben um über den gewaltigen Bauch hinweg zu sehen. Ich balanciere eine Schale Eiscreme auf meinem Bauchnabel, er einen Teller mit sauren Gurken. Wir lächeln uns an und ich angle mir eine seiner Gurken und lass sie genüsslich durch die Eiscreme gleiten. Während ich das Resultat zu meinem Mund führe greift er schmunzelnd nach meiner Hand und klaut das Gebilde darin um es selbst zu verschlingen. In frühen Morgenstunden würden wir Wettrennen zur Toilette veranstalten und nach der Geburt würde er allen unseren Freunden erzählen wie viel schmerzvoller seine Geburt im Vergleich zu meiner war. Armer Mann. Ich bekomme gerade so viel Mitleid mit meinem Phantasie-Mann, dass ich froh bin, dass die Natur sich für uns Menschen anders eingerichtet hat.

(to be continued)