Freitag, 11. Februar 2011

Jeder ist seines Glückes Schmied

oder: (k)eine Gebrauchsanweisung beiliegend!

So sagt man doch, oder? Jeder ist seines Glückes Schmied. Und ich glaube auch ganz fest daran. Aber glauben ist eben nicht handeln, oder in diesem Fall: schmieden.
Ich finde das Sprichwort auch sonst recht gemein, denn das Zusammensetzen, Formen und stolz in die Höhe halten von Glück bereitet mir nicht so sehr Mühe. Viel mehr leide ich daran, dass ich nicht genau weiss, mit welchen Materialien man denn so ein Glück eigentlich schmiedet.

So ein Schmied fasst hinter sich ins Regal und hat seine Metalle griffbereit. Also schau ich hinter mich, ich schaue unter meinem Bett, ich schaue in der Küche und im Badezimmer-Schrank. Aber so richtig finde ich nichts, aus dem ich mir so ein massangefertigtes Glück schmieden kann. Irgendwie hat man vergessen mir hierfür eine Bedienungsanleitung mit zu geben.

Aber wonach schaue ich eigentlich? Gut, ich sehe ein, ich sollte systematisch vorgehen. Wie sieht Glück aus, bevor man es geschmiedet hat? Bei Metall ist das vordefiniert.
Physikalische Eigenschaften von Metall: Glanz, Undurchsichtigkeit, gute elektrische Leitfähigkeit, gute thermische Leitfähigkeit, gute Verformbarkeit, relativ hoher Schmelzpunkt. Damit kann ich jetzt jeden Raum betreten und weiss, wo sich Metall befindet. Wie wäre es denn, wenn man einen Raum betreten könnte, seinen Blick schweifen lassen könnte und dabei hier und da ein funkelndes Stückchen Glück-Rohmasse entdeckt. Vorsorglich habe ich letzte Woche bei H&M eine schöne Tasche gekauft und dort würde ich die Teile hinein stecken. Zuhause breite ich sie dann auf meiner Bettdecke aus, sortiere sie nach Grösse, Farbe und Glanz und dann bastel ich los. Mit meinem Feuerzeug schmelze ich die Kanten an, presse die Teile zusammen und forme drauf los. Stück für Stück bildet sich vor mir das Glück. Es funkelt und glitzert, es ist bunt wie ein Hundertwasserhaus und weich wie aus der Perwollwerbung. Egal wie ich es drehe und wende, es sieht immer anders aus, sobald es einmal zusammengesetzt ist, kann man es nicht mehr fassen. Es ist einfach da. Es ist zerbrechlich, wenn man nicht aufpasst. Manchmal bricht ein Stück heraus, dann kann man das Gebilde einfach weiter drehen ... oder aber, man schnappt sich seine Handtasche und sucht ein neues Stückchen, das an den Fleck passt.

Das tolle an diesem durchsichtigen Glück ist, dass es nicht besser, schöner oder grösser wird, weil man ein Foto davon auf facebook stellt. Keine hundert kleine Pixel-Daumen könnten dem wahren Glück was anhaben. Aber es wird grösser, wenn man es teilt, so richtig teilt. So, wie man einen Topf Pasta zwischen zwei Freundinnen aufteilt.

Die Zusammensetzung für Glücksrohmasse sind also Fantasie, Kraft, Freude, Liebe, Farbe und ein grosser Topf in dem man das alles sammeln, mischen und wieder daraus schöpfen kann.

Ich wandle weiter durch meine Wohnung, auf der Suche nach meiner Glücks-Rohmasse. Und da sehe ich etwas glänzen. Ich trete näher, bestaune die Undurchsichtigkeit meines Fundes. Ich muss lachen, als ich sehe wie viel Energie es gesammelt hat und wie viel Wärme es ausstrahlt, je nach Situation verformt sich mein Fund ein wenig, es schmilzt aber nur in ganz besonderen Momenten dahin, wenn es sich lohnt und so richtig umgarnt wird. Nach der Definition muss es ein Metall sein. Welches nur, ich betrachte es nochmals ganz genau und stelle fest: es ist mein Spiegelbild.