Montag, 14. März 2011

Berlin, das ist ein Power-Nap von meinem Büro entfernt.

Kann nicht so weit sein. Und hinter der Hotelzimmer-Türe wartet auch schon eine Überraschung auf uns: Treppen. Ein Maisonett-Zimmer. Wo gibts denn so was? In Berlin natürlich.

Wir haben keinen Plan und das haben wir auf seitenweisen Plänen zusammengefasst. Druckerschwärze hat sich an unseren Fingerspitzen angeheftet. Wir lesen Strassennamen, Clubnamen und Haltestellennamen und versuchen diese auf unserem Stadtplan wiederzufinden. Den Stadtplan hat uns ein netter Herr am BVG-Schalter übergeben. Er hatte einen furchtbaren Silberblick und grinste mich an "Männer mit Brille haben immer den Durchblick, fragn se mich nur!"

Typisch Touristen stehen wir natürlich viel zu früh vorm Club. Um 12 macht der erst auf, was sonst? Schliesslich sollte man ja dann bis am Morgen um 10 dort bleiben. Um die Ecke stehen noch mehr Leute und von drinnen tönen Bässe. Kann man etwa hier schon tanzen? Wir stehen die Reihe und werden schief angesehen. Dorf-Kinder. Man siehts uns an. Liegts an den Schuhen? Ich tippe dem Herrn vor mir auf die Schulter und frage: Steht ihr für die Bar an? Er lächelt mich an und hebt die Augenbraue: Wir stehen für eine Party an, die eher nur für Männer ist. Um die Blamage noch zu perfektionieren zwinkert er mich an und deutet auf die Warteschlange. Nö, ausser uns keine Muschis. Mist!

Der Türsteher von der Panorama-Bar ist lieb zu uns. Lieber als zu 50% der Menschen vor uns. Obs daran liegt, dass wir die Perlenohrringe spontan in der Handtasche verschwinden lassen haben? Wahrscheinlich (nicht), aber wir sind drinnen. Und drei Stunden später wieder raus. Die grossen Cocktails hat der Barkeeper den "Angestellten" vorbehalten, beleidigt haben wir uns auf die Tanzfläche geschmissen. Bisschen zappeln. Einer lächelt, ich lächle zurück. Nett diese Berliner. Hach. Hm, er lächelt immer noch. Ich gucke weg. Gucke wieder hin und er lächelt, ja er lächelt durch mich hindurch. Schöne Welt in die er sich da rein katapultiert hat. Ob ich wohl eine Blume bin dort? Er lächelt.

Barbarella empfängt uns eine lustige Taxifahrt später in ihrem warmen Schoss. Hier fühl ich mich zuhause. Er auch. Er schläft friedlich. Während der Rest tanzt. Die Hände in die Höhe gerissen, die Knie bis zum Verderben gebeugt. Dazwischen wippt jedes Körperteil zum Takt. Oder auch nicht zum Takt. Aber es wippt. Brauner Kord über Schaumstoff gespannt läd uns zum Verweilen ein, Kino ohne Popcorn aber mehr Witz wie alle "Meine ... & ... & ich"-Filme zusammen.

Mit ner dicken Sonnenbrille und einen grossen Becher Kaffee können wir am nächsten Morgen sogar Sightseeing machen. Einmal an der Pflasterstein-Linie vorbei wackeln, mit gesenktem Kopf ins Mahnmal tauchen und vorm Bundestag so lange vor dem Selbstauslöser hoch und runter springen bis das Meisterwerk voll bracht ist. So ist Berlin für Touristen nun mal. Wir machen das Beste draus. Wir lassen auch Geld da, weil man das ebenso macht. Im Tausch gegen Kleidchen, Schmuck und Schuhe ist das auch ein fairer Handel. Wir tauschen auch Geld gegen Pizza, solche, die grösser ist als der Teller darunter. Starren dabei auf das Rote Rathaus und den Mond und jammern, dass das Wochenende schon fast vorbei ist. Ist es aber gar nicht.

Es hat gerade erst begonnen, in dem Moment als wir den Augenaufschlag vorm Türsteher üben. Weil vor uns mal wieder Gäste-Selektion par excellence zelebriert wird. Und dann sitzen wir da, das Wasser zu unseren Füssen den Bass im Nacken. Im Sommer wär das umgekehrt fast schöner. Aber zum Glück ist nicht Sommer. Zum Glück? Nicht Sommer? Beim Brunch in der Simon Dach Strasse fühlen wir uns wie Berlinerinnen im Hochsommer. Schade, müssen wir schon wieder gehen.

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