Oder: Joghurt nur für Frauen
Das Ende der
Gleichberechtigung ist keine Ära die zu Ende geht oder das Versagen jahrelanger
emanzipierter Meisterleistung. Das Ende der Gleichberechtigung kommt
schleichend aber mit Vorwarnung. Obwohl jeder
weiss dass es kommt, steht es nicht im Kalender. Es ist nicht wie Weihnachten
und es gibt auch keine Geschenke, zumindest keine mit Geschenkpapier. Es ist so
individuell wie die Schuhkollektion einer Frau und kostet am Ende auch so viel.
Ein kluger Kopf fragte mich neulich nach der Ankündigung des Endes: ist das
Ziel erreicht? Ich sage Nein, dazu später mehr. Erfragte auch, habt ihr
kapituliert? Ich sage Nein. Es ist ganz
einfach, es ist Biologie. Es ist der Moment, in dem wir als Frau aufwachen und
das erste Mal denken: so – jetzt wär’s doch Zeit für Kinder.
Nicht, dass
ich mein Leben lang eine grosse Verfechterin der Emanzipation gewesen wäre. Ich
weiss sogar zu wenig davon um zu behaupten, dass die emanzipierte Bewegung rund
um Frau Schwarzer die Biologie komplett aus ihrem Programm gestrichen hat. Für
mich war nur einfach immer klar, dass es hier und da keinen Bedarf an
Unterscheidung gibt. Und so geht es los: worum geht es eigentlich bei der
Gleichberechtigung? Im Sinne des Wortes müssten wir ja am Ende alles exakt
gleich machen können, aber uns individuell entscheiden welche Chancen wir
nutzen möchten. Die meisten fokussieren sich meiner Meinung nach zu sehr auf
den Teil der „Gleichheit“ und lassen die „Berechtigung“ ausser Acht. Ich bin ja
auch Berechtigt tief einzuatmen, wenn neben mir einer versehentlich
Darm-Kontraktionen vollzieht, aber ich MUSS das nicht machen. Viel zu selten
wird hinterfragt, was an der Gleichberechtigung essentiell wichtig ist. Das
Ziel der Mission. Bis anhin hat das Prinzip der Zusammenlebens ja auf dem Kompromiss
des Unterschieds gebaut und ausgezeichnet funktioniert. Rollenverteilung machte
es möglich.
Als moderne
Frau aber möchte ich, bevor ich mich für etwas entscheide die Wahl haben. Und
um die Wahl haben zu können, braucht es eine neutralisierte Auswahl. Denn
Wahlen, bei denen die Auswahl nicht offen ist – die gab es in der DDR bereits und
haben damals schon nichts gebracht. Am Beispiel Berufsleben wird die heutige
Auswahl gut ersichtlich. Sie funktioniert wie ein seltsamer Supermarkt in dem
neben manchen Joghurtbechern „nur für Frauen“ steht und neben anderen „nur für
Männer“ und wiederrum gibt es jeweils noch verschiedene Preise. Wäre das nicht
seltsam?
Ich bleibe
kritisch mit uns Frauen. Bei meinen letzten beiden Coiffeurbesuchen wurde ich
von jungen, nicht offensichtlich homosexuellen, Männern bedient. Offenbar
schaffen die Männer es besser, sich in ihrer eigenen Gleichberechtigung
selbstzuverwirklichen, ohne das Ganze an die grosse Polit-Glocke zu hängen und
ein öffentliches Problem daraus zu machen. „Liefern statt lafern?“ Aber kann
unsere Gesellschaft da wirklich mithalten? Was ist mit dem Lohnniveau bei
gleicher Arbeit? Egal ob nach Grundausbildung, beruflicher Stellung oder
Arbeitsanforderung gefragt, das Lohnniveau in der Schweiz driftet zwischen im
besten Falle 10% und im schlechtesten Falle sogar bis zu 29% auseinander. (http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/20/05/blank/key/loehne/anforderungsviveau_des_arbeitsplatzes.ht) Wo bleibt hier der Sinn?
Frauen sind
nicht laut genug im Alltag, sie fordern weniger, sie trauen sich nicht und sind
weniger belastbar. So zumindest die weitverbreitete Meinung. Ich möchte mir
hier gar nicht für das Gehalt meiner Kolleginnen einsetzen, sollte dem wirklich
so sein. Das muss am Ende jeder selbst wissen, was er kann, was er will und was
er zum Leben braucht. („Er“ wird in diesem Kontext als neutrale Bezeichnung
verwendet, welche weder an Geschlecht noch Gesinnung anlehnt – hei da muss man
aber aufpassen.)
Holen wir
also nun noch Mutter Natur ins Boot, schliesslich hat sie eine Menge mit all
dem hier zu tun. Sie mit ihrer Sicht der Dinge. Sie brüllt uns eines sonnigen
Morgens ins Gesicht: „Ihr seid nicht dafür geschaffen gleichberechtigt zu sein.
Ihr habt den Körper und den Instinkt für mehr. Warum *ç%£$!% behauptet ihr
immer wieder benachteiligt zu sein?“ Wir seufzen, wir haben uns nun doch schon
anderweitig gebildet und hier integriert und Träume rund um unseren (Berufs-)Alltag
aufgebaut. Und nun das, dieser seltsame Gedanke an ein unbekanntes „mehr“. An
eine Familie, ein Kind (oder zwei), diese mütterlichen Gefühle etwas Fragiles in die Welt zu setzen und dann in einer
mehrstufigen Projektplanung etwas selbstständig, robustes daraus zu schaffen.
Das eine wollen, heisst im Moment noch für die meisten Frauen auf das andere zu
verzichten und das schon lange im Voraus. Aber langsam hat diese Idee dieses
Lebensmodells ausgedient, da helfen alle Lohnbeschneidungen die die klassische
Rollenverteilung zu retten vermögen nichts mehr.
Das Ende der
Gleichberechtigung ist die Natur, denn es gibt sie nicht die Gleichstellung für
uns. Aber was es geben sollte in dieser sich „modern“ schimpfenden Welt sind
Ideen die es möglich machen, dass wir als Frauen die Tür zu unseren Träumen ein
Stück weiter öffnen können. Wieso können wir heute live vor dem TV für einen
weiteres nutzlosen pseudo-talentierten Gesangstalent abstimmen, aber uns immer
noch nicht für Selbstverwirklichung und Familie entscheiden? Wessen Aufgabe ist
es am Ende die Ideen zu suchen? Die der Frauen (help-your-self-dammi) oder die
der Männer (mann-kann) oder die der Arbeitgeber
(Kompezentverlustpräventionsmassnahmen – kurz: KVPM). Von mir aus könnten wir
auch das darwinsche Prinzip anzapfen und Mutter Natur herausfordern, aber die
Vermutung liegt nah, dass dies wohl zu lange gehen könnte.
Dies soll
kein „Steht-Auf-Und-Kämpft“-Blogbeitrag werden. Ich habe schlicht weg noch
nicht verstanden, wie es von hier aus weitergehen soll. To be continued.